ZKF

ZKF

Sonntag, 11. Oktober 2020

Endlich Klarheit

Seit der 11. Kalenderwoche 2020 sprechen, diskutieren und streiten wir im ZKF mit Versicherungen und Rechnungskürzern über die Erforderlichkeit von einer Fahrzeugdesinfektion zum Schutz von Mitarbeitern und Kunden. 

Teils skurrile Aussagen ereilten uns von den selbsternannten Virus-Spezialisten: das Lenkrad würde zerstört werden, das Virus überlebe nicht auf Oberflächen, das gehöre in die Gemeinkosten (siehe was in die Gemeinkosten gehört bestimmt die Werkstatt) und würde generell nicht beglichen. Unglaublich!

Wir im ZKF sind sehr zufrieden, dass die Allianz Versicherung in Zusammenarbeit mit dem ZDK und dem ZKF ihrem Allianz-Zentrum für Technik den Auftrag erteilt hat, eine Studie aufzusetzen, welche die Arbeits- und Verbrauchswerte einer Fahrzeugdesinfektion ermittelt. Hier die Pressemeldung und der Link zur Studie.


Friedberg, 8. Oktober 2020. Seit der Verbreitung des Coronavirus (SARS-CoV-2) hat die Desinfektion von Kundenfahrzeugen eine besondere Bedeutung erlangt. Zum Schutz des Kunden und der Mitarbeiter vor einer Infektion durch das Coronavirus und zur Eindämmung der Pandemie ist es zwingend notwendig, bei der Fahrzeugannahme und vor Rückgabe an den Kunden die Fahrzeuge zu desinfizieren. Gleiches gilt auch für Fahrzeuge, die als Unfallersatzfahrzeug an Kunden verliehen werden.

Seit Beginn der Pandemie gab es immer wieder Diskussionen darüber, welche Maßnahmen zur Desinfektion von Kundenfahrzeugen sinnvoll sind und, besonders bei der Unfallschadenabwicklung über zahlungspflichtige Versicherer, wer die Kosten hierfür trägt. Auf Basis von Informationen der Berufsgenossenschaften und den Veröffentlichungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben sich im Wesentlichen zwei Arten der Fahrzeugdesinfektion in der Unfallreparaturbranche durchgesetzt. Dies sind die reine Wischdesinfektion mit handelsüblichen Reinigern und die Fahrzeugdesinfektion durch Kaltvernebelung von Natriumhypochlorid im Fahrzeuginneren.

Strittig war bisher der Punkt, welcher Material- und Zeitaufwand für eine Fahrzeugdesinfektion anfällt und in Rechnung gestellt werden kann. Um hier Klarheit für die Branche zu schaffen haben das Allianzzentrum für Technik (AZT), der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) und die Interessengemeinschaft Fahrzeugtechnik und Lackierung (IFL e. V.) gemeinsam eine Zeit- und Materialstudie durchgeführt.

Somit erhalten alle interessierten Kreise eine Empfehlung, welche Fahrzeugbereiche desinfiziert werden sollten und welcher zeitliche Umfang für die Desinfektionsmaßnahmen realistisch ist. Die Zeitstudie wurde im AZT in Ismaning durchgeführt. Gemessen wurde an einem 5-Türer Mittelklasse Kombi und zum Vergleich an einem 2-Türer Mittelkasse Fließheck. Die gemessenen Zeiten unterschieden sich bei den Fahrzeugen nicht signifikant, so dass davon auszugehen ist, dass die gemessenen Zeiten über alle Fahrzeugklassen hinweg annähernd gleich sind.

Im Ergebnis wurde für die Wischdesinfektion und die Kaltvernebelung mit Natriumhypochlorid ein Arbeitswert von 3 AW = 18 Minuten ermittelt. Dieser Wert ist als einmalige Arbeitsposition pro Werkstattauftrag zu sehen und beinhaltet alle Desinfektionsarbeiten für Annahme und Rückgabe des Fahrzeugs. Als Verbrauchsmaterial kann zusätzlich einmalig 7,50 € (Stand: Oktober 2020) berechnet werden.

Fazit
Eine Fahrzeugdesinfektion ist ein auftragsbezogener Aufwand und kann somit für den Auftrag als eigene Arbeitsposition in Rechnung gestellt werden und ist nicht, wie vielfach von Versicherern und deren Prüforganen behauptet wird, bereits in den Stundenverrechnungssätzen inkludiert. Auch ist die Meinung, wie sie von einigen Versicherern propagiert wird, dass durch Corona keine Unfälle verursacht werden und die Desinfektion somit nicht Bestandteil des Reparaturauftrags ist, irreführend. Die Desinfektion dient dem Schutz aller und hilft wirkungsvoll Infektionsketten zu unterbrechen. Somit ist diese Maßnahme selbstverständlich ein notwendiger Bestandteil eines Reparaturauftrags, solange offizielle Stellen die Pandemie als nicht beendet ansehen. 

Der vollständige Bericht ist unter diesem Link abrufbar.

Übrigens: Alle IFL Mitteilungen, Studien und wichtige technische Hinweise sind ständig und kostenfrei unter repair-pedia.eu verfügbar. 

Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik e. V. (ZKF)
Der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) in Friedberg (Hessen) ist der Berufs- und Wirtschaftsverband für die Unternehmen des Karosserie- und Fahrzeugbaus mit 3.500 Betrieben, ca. 43.000 Beschäftigten und über 4.000 Auszubildenden. Der deutsche herstellende und reparierende Karosserie-und Fahrzeugbau erzielt jährlich ca. einen Umsatz von 4,7 Mrd. Euro. Weitere Informationen unter www.zkf.de.