Mein Editorial zur F+K Ausgabe Mai 2015
In welcher Zeit leben wir? Jede Woche, so habe ich den
Anschein, kommt von einer anderen Seite eine neue Botschaft auf uns zu, die in
den seltensten Fällen eine positive für die Werkstätten ist. Der Berufsverband
muss sicherlich nicht jedem Trend hinterherlaufen oder auf Deutsch gesagt, über
jedes Stöckchen springen was einer einem in den Weg hält. Dennoch sind aktuell
enorm wichtige Themen auf der Agenda, die wir unbedingt im Fahrzeugbau und der
Unfallreparatur bearbeiten müssen.
Zum Thema SchadenLaden muss an dieser Stelle keine große
Erklärung mehr abgegeben werden. Ich bin der Überzeugung, es wurde alles
gesagt, man kann darüber urteilen wie man will. Letzte Woche auf einem Innungsabend
im Norden der Republik wurde mir unmissverständlich klar gemacht, das wir mit
der Kooperation auf dem richtigen Weg waren und nun eine riesen Chance haben
sausen lassen. Dies nur als Hinweis, wie unterschiedlich doch die Meinungen
sind.
Die Allianz Versicherung wendet sich von ihrem langjährigen
Partner, der EUROGARANT AutoService AG, ab und kauft sich in ein
Schadennetzwerk ein. Sie wendete sich deshalb von der AG ab, weil ihre
Forderungen bei der AG nicht erfüllt wurden. Es ist nun logischerweise davon
auszugehen, dass die Forderungen dadurch keinesfalls ad Acta gelegt sind,
sondern vielmehr weiterhin verfolgt werden. Eventuell als Eigentümer eines
eigenen Netzwerkes noch viel intensiver als bislang bei der AG eingefordert. Die
gesamte Branche muss hier genauestens beobachten, mit welchen Maßgaben die
Allianz nun mit ihrem eigenen Netzwerk an den Markt geht.
Control€xpert versicherte uns die letzten Jahre: „wir prüfen
und kürzen keine Rechnungen (außer Glas), wir überprüfen nur Kostenvoranschlage“.
Diese Aussage ist seit einigen Wochen Makulatur. Seit Kurzem werden Haftpflichtrechnungen
bei ungelenkten und konkret abzurechnenden Schäden gekürzt mit der Begründung,
dass dies die Versicherung fordere. Diese Kürzungen beziehen sich auf
Stundenverrechnungssätze, Ersatzteilpreise, Lackmaterialindex, Mietwagen,
Beilackierung, Verbringungskosten und anderes mehr. Eine Unverschämtheit, denn
an einer Handwerkerrechnung, die die erforderlichen Tätigkeiten einer Reparatur
enthält, hat niemand eine Kürzung vorzunehmen. Und als krönenden Abschluss oben
drauf wird dann der Kunde schriftlich darüber informiert, dass die Werkstatt zu
hoch abgerechnet hat und deshalb die Rechnung gekürzt wurde. Da dies derzeit im
systematisch großen Stil erfolgt, werden wir vom ZKF hier vehement dagegen
vorgehen.
Die Beilackierung und kein Ende. Schon vor zehn Jahren
diskutierten wir über das Thema Beilackierung: Erforderlich und/oder
erstattungsfähig. Auf einer Tagung moderierte ich eine Podiumsdiskussion zu
diesem Thema, ich musste lediglich die fachspezifische Versicherungsseite
fragen, wann ist diese erforderlich und die Anwaltsseite fragen, wann ist diese
erstattungsfähig. Die nächsten 45 Minuten musste ich keine weitere Frage mehr
stellen, ein offener Schlagabtausch folgte. Auf Basis dieser wenigen AW
diskutiert seit Wochen die gesamte Branche. Ich wünsche mir, dass es der
Deutschen Kommission gelingt, möglichst bald eine neue und akzeptable Regelung
herbeizuführen. Solange aber hier die konkrete von der fiktiven Reparatur geistig
nicht getrennt wird, sehe ich in absehbarer Zeit keine Lösung.
Karosserieeingangsvermessung nach der neuen Regel,
Fehlerspeicher auslesen, Diagnose, Probefahrt, erschwerte Reparatur. All das
gehört auf eine Rechnung, wenn dies erforderlich war und auch durchgeführt
wurde. Und für mich ganz wichtig: Ein Kostenvoranschlag beschreibt die
voraussichtliche erforderliche Reparatur. Wenn wir hier etwas weglassen, weil
wir glauben es wird nicht erstattet, dann dokumentieren wir, dass dieser
Arbeitsschritt auch nicht erforderlich ist.
Wir sehen uns in Heidelberg zum ZKF Branchentreff
Mit kollegialen Grüßen
Peter Börner
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